Warnsignal vom Buffett-Indikator: Droht ein Crash?
Shownotes
Warren Buffetts Lieblings-Indikator hat Extremwerte erreicht. Die Marktkapitalisierung des amerikanischen Aktienmarktes liegt beim Doppelten der jährlichen Wirtschaftsleistung. In der Vergangenheit haben derartige Niveaus einen Crash angezeigt. Ist es diesmal auch so?
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Ein wichtiger abschließender Hinweis: Aus rechtlichen Gründen darf ich keine individuelle Einzelberatung geben. Meine geäußerte Meinung stellt keinerlei Aufforderung zum Handeln dar. Sie ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung investiert: -
Transkript anzeigen
00:00:00: [Musik]
00:00:08: Warren Buffett's wichtigster Indikator schlägt Alarm.
00:00:11: Droht uns deswegen jetzt ein Crash?
00:00:14: Dieser Frage gehe ich sofort nach.
00:00:16: [Musik]
00:00:24: Hallo, liebe Head Investierten.
00:00:26: Schön, dass ihr wieder dabei seid bei einer neuen Ausgabe.
00:00:28: Und heute möchte ich mit euch über den Indikator,
00:00:32: den wohl wichtigsten Indikator von Warren Buffett sprechen.
00:00:36: Im Englischen auch tituliert als der Buffett Indicator.
00:00:40: Auf Deutsch können wir sagen der Buffett Indikator.
00:00:42: Und dabei handelt es sich um einen Maßstab,
00:00:46: bei dem die gesamte Marktkapitalisierung des amerikanischen Aktienmarktes
00:00:51: ins Verhältnis zur amerikanischen Wirtschaftsleistung gesetzt wird.
00:00:55: Darauf gehe ich gleich noch stärker ein.
00:00:58: Diesen Indikator hat Warren Buffett in den letzten Jahrzehnten immer mal wieder erwähnt.
00:01:02: Er hat ihn sicherlich sehr, sehr oft verwendet.
00:01:05: Und es gibt eine Aussage aus dem Jahr 2001.
00:01:08: Da hat Warren Buffett dem Forbes-Magazin ein Interview gegeben.
00:01:13: Und er hat gesagt, dass der Buffett Indikator wohl der wichtigste und beste Indikator
00:01:18: sei, um Übertreibungen an den Aktienmärkten zu erkennen.
00:01:24: Wenn ihr mal ein bisschen zurückgerechnet habt.
00:01:26: 2001, das war dann das Jahr, nachdem die Dot-Com-Blase geplatzt war.
00:01:31: Und der Buffett Indikator hatte im Vorfeld ganz genau angezeigt,
00:01:36: dass sich die Aktienmärkte in den USA in einem gefährlichen Fahrwasser bewegen.
00:01:41: Und dass deswegen die Wahrscheinlichkeit eines starken Markteinsbruchs extrem hoch war.
00:01:49: Damals kam dieser Buffett Indikator auf einen Wert von 130.
00:01:54: Was ist das jetzt für ein Wert?
00:01:55: Das ist ein Prozentwert.
00:01:56: Und das heißt 130, dass die Markskapitalisierung der amerikanischen Aktien
00:02:02: damals beim 1,3-fachen der amerikanischen Wirtschaftsleistung lag.
00:02:08: Also deutlich höher als das, was die USA pro Jahr erzielen oder an Wirtschaftswert
00:02:14: an Werten erschaffen.
00:02:17: Und dieser Indikator entsteht in dem Mann.
00:02:19: Und da sind sich jetzt alle nicht 100 Prozent einig.
00:02:22: Aber es geht eigentlich gar nicht darum, welchen Index man verwendet,
00:02:24: sondern mehr um das Prinzip.
00:02:26: Die einen verwenden beispielsweise den Wilscher 5000 oder 5000 Index.
00:02:30: Das ist eine Markkapitalisierung gewichteter Index aus den USA,
00:02:35: der alle Werte an der New York Stock Exchange oder an der Nasdaq
00:02:39: oder auch an der New York Stock Exchange Amex.
00:02:41: Amex steht hier nicht für den Kreditkartenanbieter, sondern für American Exchange.
00:02:45: Also alle Werte, die dort gelistet sind, fließen in diesen Wilscher 5000 ein.
00:02:50: Und damit wird ein ziemlich breites Bild der Gesamtmarkkapitalisierung in den USA gezeichnet.
00:02:57: Man muss aber sagen, andere wie beispielsweise Morningstar,
00:03:00: die nehmen dann ein paar andere Daten, also die nehmen dann noch etwas breiteren Index.
00:03:04: Aber es geht hier gar nicht eigentlich ums Klein-Klein, welchen Index man verwendet.
00:03:08: So ein wichtig ist, dass man also einen großen Aktienindex nimmt,
00:03:11: der möglichst den allergrößten Teil der amerikanischen Markkapitalisierung abzeichnet
00:03:15: und setzt den dann ins Verhältnis zum amerikanischen BIP.
00:03:19: Welches aktuell bei so um die 28 Millionen US-Dollar notiert.
00:03:24: Und wenn man jetzt also die aktuelle Markkapitalisierung vom Wilscher 5000
00:03:29: ins Verhältnis zur amerikanischen Wirtschaftsleistung setzt,
00:03:32: kommt man auf einen Wert von 194.
00:03:36: Das heißt, wir haben aktuell Werte angenommen,
00:03:39: die deutlich über den Extremwerten lagen, die zur Dotcom-Zeit erreicht wurden.
00:03:45: Und jetzt stellt sich natürlich die Frage,
00:03:46: wenn Warren Buffett diesen Indikator so anpreist,
00:03:49: wenn er so überzeugt ist von seinem Indikator.
00:03:52: Und vor allem, ich bin auch auf die Idee für diese heutige Ausgabe gekommen,
00:03:55: weil viele Finanzmedien jetzt den Buffett-Indikator wieder,
00:03:59: ich sage mal, fast aus der Mottenkiste herausgeholt haben,
00:04:02: abgestaubt haben und jetzt wieder überall publizieren und darüber schreiben,
00:04:06: dass er die aktuellen Werte, die hier mit fast 200 Prozent,
00:04:09: das heißt, die Markkapitalisierung der amerikanischen Aktien,
00:04:12: liegt beim Doppelten der amerikanischen jährlichen Wirtschaftsleistung,
00:04:15: das ist natürlich ein Extremwert, der so noch nie gemessen wurde
00:04:19: und der natürlich deutlich über dem Warnsignal lag,
00:04:22: was welches damals den Dotcom-Crash angezeigt hat.
00:04:25: Und jetzt stellt sich natürlich die Frage,
00:04:26: können wir jetzt aus diesem Extrembereich,
00:04:30: den der Indikator von Warren Buffett angenommen hat,
00:04:32: können wir jetzt ableiten, dass ein Crash oder mindestens eine heftige Markkorrektur
00:04:38: immanent ansteht?
00:04:41: Und da muss ich sagen, auch wenn es einfach ist, diesen Indikator herauszuziehen
00:04:47: und zu sagen, pass mal alle auf und jetzt Panik und absichern und was weiß ich,
00:04:50: erst mal ist es uns ja als langfristige Investoren vollkommen egal.
00:04:54: Ich meine, Crash ist schön, das habe ich jetzt wirklich gesagt,
00:04:57: ein Crash ist wirklich schön, ich freue mich drauf,
00:04:59: weil man da dann wirkliche Vermögen aufbaut.
00:05:01: Also, Sparaten ist schön und gut, das sollte man und muss man natürlich immer machen
00:05:06: oder auch wer keine Sparaten will, regelmäßig einfach nachzukaufen,
00:05:09: das ist auch wichtig, aber gerade wenn es an den Märkten wirklich runtergeht,
00:05:13: wenn wir 30, 40, 50% Einbrüche sehen wie nach der großen Finanzkrise
00:05:17: oder auch der extrem schnelle Corona Crash, den wir damals im März, April 2020 hatten,
00:05:22: wer da wirklich zugreift mit beiden Händen,
00:05:25: da wird Geld verdient und hintenraus große Vermögen aufgebaut,
00:05:29: das kann ich nur immer wieder wiederholen.
00:05:30: Aber aus einem einzelnen Indikator jetzt, wie dem Buffett-Indikator,
00:05:34: kann man eben nicht ablesen, ob jetzt ein Crash morgen in einem Monat oder in einem Jahr bevorsteht.
00:05:41: Der nächste Crash wird kommen, das ist so sicher wie das Armen in der Krise.
00:05:44: natürlich, da brauchen wir gar nicht diskutieren. Nur wissen wir halt nicht, wann er kommt.
00:05:49: Und der Buffett-Indikator muss man auch ehrlich sagen, ich bin kein großer Fan von diesem
00:05:53: Indikator, ich hatte ihn fast auch schon wieder vergessen und bin wie gesagt durch die ganzen
00:05:58: Medien jetzt wieder aufmerksam geworden, die diesen Indikator aus der Mottenkiste gezogen
00:06:02: haben. Er hat schon einige Probleme. Und zwar ist es wirklich so, dass dieser Indikator
00:06:07: zum einen, ich hatte gesagt, kein Timing-Indikator ist. Also im Jahr 2000, kurz bevor die Dotcom-Blast
00:06:13: geplatzt ist, da wurde ein für damalige Verhältnisse extremer Wert von 130 Prozent erreicht. Aber
00:06:21: es gab überhaupt kein Hinweis darauf, dass 130 Prozent genau die Linie sind oder der
00:06:26: Wert sind, wo der Markt bricht. Wir hätten auch Werte bekommen können von 140, 150,
00:06:30: vielleicht 180 Prozent und dann wäre der Markt eingebrochen, weil ein Markteinbruch,
00:06:34: auch ein starker Markteinbruch, der kommt immer und er wird immer wieder auftreten. Statistisch
00:06:39: gesehen alle neun bis zehn Jahre. Also der Indikator hat also nicht angezeigt, dass
00:06:44: ab irgendeinem Wert der Markt wirklich einbrechen wird. Er ist nur einfach immer größer gestiegen
00:06:48: und das hat einfach ein Art Wannsignal ausgesendet, aber wir hätten hier auch weiterlaufen können.
00:06:52: Also das will ich euch damit sagen. Deswegen die aktuellen Werte, die wir jetzt haben,
00:06:56: von 195 Prozent, vielleicht bald 200 Prozent, also dem Doppelten des amerikanischen BIPs.
00:07:01: Ja, das ist zumindest, wenn man die Historie des Indikators herzieht, ein deutlicher Extremwert,
00:07:07: der so noch nie aufgetreten ist. Aber wir wissen eben nicht, ob sich daraus jetzt wirklich
00:07:12: eine größere Korrektur oder auch ein Crash ableiten lässt oder ob der Indikator auf 250
00:07:16: Prozent oder sogar 300 Prozent steigt. Denn was hier nicht beachtet wird, ist auch die Geldmenge
00:07:22: in meinen Augen, das heißt, je mehr Geld in den Märkten vorhanden ist, desto mehr Geld sucht
00:07:26: sich seine Geldanlage. Also Ergo wird entsprechend auch die Markkapitalisierung von Aktien höher,
00:07:32: weil da immer mehr Geld investiert wird. Das wird da komplett nicht beachtet. Und natürlich
00:07:37: achtet der Indikator auch überhaupt nicht auf Art Klumpenbildungen im Markt. Also dass beispielsweise
00:07:41: wenige Tech-Werte sehr sehr hoch bewertet sind. Wir sind jetzt gerade erst dabei, dass wir eine Art
00:07:46: Sektorotation in den USA sehen, wo also auch wieder Immobilienwerte gefragt sind, wo Nebenwerte,
00:07:51: die Small Caps gefragt sind, wo muss man eigentlich auch so mit einem Lächeln sagen, wo die Markteilnehmer
00:07:58: erst wieder feststellen, dass der S&P 500 mit 500 Aktien eben nicht nur aus dem Magnificent Seven
00:08:04: besteht, sondern noch 493 weitere Aktien im Index sind. Und die werden gerade erst wirklich wieder
00:08:10: entdeckt, dass da relativ günstige Bewertungen vorhanden sind. Also auch diese Verzehrung wird
00:08:15: nicht abgebildet. Und das Hauptargument, warum ich seit einigen Jahren auch diesen Indikator
00:08:20: für gar nicht mehr wichtiger achte, ist, dass amerikanische Unternehmen natürlich nicht nur in
00:08:26: den USA Geld verdienen und zu der Zeit, als Warren Buffett sich auf diesen Indikator berufen
00:08:31: hat. Ich nehme an, dass er diesen Indikator wahrscheinlich schon seit den 80er Jahren
00:08:34: verwendet. Da war sicherlich das Geschäft der amerikanischen Unternehmen viel konzentrierter
00:08:40: in den USA. Das heißt, da konnte man ableiten, ob die Marktkapitalisierung im Verhältnis zur
00:08:45: amerikanischen Wirtschaftsleistung irgendwie außer Rand und Band geraten ist oder eben nicht.
00:08:49: Aber durch die Globalisierung, dass Geschäfte immer globaler wurden, dass Unternehmen wie
00:08:54: Alpha, Beta, Vimeta weltweit jetzt Geld verdienen, das wird da gar nicht widerspiegelt. Das heißt,
00:08:58: ich setze hier Unternehmen, die auf globaler Ebene Umsätze erzielen, ins Verhältnis zu einer
00:09:05: Wirtschaftsbasis der USA, wobei die ja gar nicht maßgebend ist für die Unternehmen, weil die
00:09:10: Unternehmen ihren Großteil des Geldes im Ausland verdienen. Also eigentlich müsste ich dann hier
00:09:15: hergehen und möglicherweise das Welt-BIP heranziehen und eben nicht nur das amerikanische BIP. Und da
00:09:20: muss ich auch sagen, da ist eben dann Fehler im Nenner. Wenn ich hier, ich hätte ja auch ein
00:09:24: Vergleichsmassstab zu Deutschland nehmen können oder sonst wo. Also das ist ja auch immer so diese,
00:09:29: diese, wo Leute verblüfft sind, warum der DAX gut läuft, wenn doch in Deutschland die Wirtschaft
00:09:34: viele strukturelle Probleme hat. Naja, der DAX läuft gut, weil die DAX-Unternehmen nur nach 20
00:09:39: Prozent oder weniger in Deutschland an Umsätzen erzielen. Den Rest machen sie weltweit. Und das
00:09:43: gleiche muss man auch auf die USA übertragen, weil die großen Unternehmen weltweit Umsätze
00:09:47: erzielen und eben nicht mehr nur in den USA. Also von daher, ja, der Buffett-Indikator zeigt eine
00:09:53: deutliche Extrembewertung momentan an. Aber daraus jetzt wirklich erstmal abzuleiten, dass es deswegen
00:10:00: in nächster Zeit nach unten geht, halte ich für falsch, weil der Indikator eben überhaupt gar nichts
00:10:04: mit Timing zu tun hat. Und vor allem aufgrund der Datenbasis, dass man also hier komplett vernachlässig
00:10:09: das große Unternehmen den Markt verzeihen, dass die Geldmenge extrem gestiegen ist in den letzten
00:10:14: Jahren und vor allem auch das amerikanische Großkonzerne weltweit Geld verdienen. Das wird
00:10:19: ebenfalls nicht berücksichtigt. Also von daher, wenn euch dieser Indikator wieder über den Weg
00:10:23: läuft, aus intellektuellen Gründen kann man sich damit auf jeden Fall beschäftigen. Das tue ich
00:10:28: auch ganz gern. Aber aus Geldanlagegründen heraus würde ich diesen Indikator nicht mehr beachten.
00:10:35: Also da, der hatte seine goldenen Zeiten wahrscheinlich vor ein paar Jahrzehnten, aber die
00:10:39: Globalisierung hat diesen Indikator halt auch einfach gekillt und natürlich auch die Notenbankpolitik
00:10:44: mit dieser ausschweifenden und steigenden Geldmenge hat ebenfalls dazu geführt, dass wir tendenziell
00:10:49: immer höhere Bewertungen an den Aktienmärkten sehen werden. Also von daher, gebt da nicht so viel
00:10:53: auf den Buffett-Indikator, sondern es gibt andere, es gibt Wirtschaftsinnikatoren, auf die man achten
00:10:58: kann, auf die man achten muss. Die werden auch kein genaues Timing vorgeben, aber da kann man sagen,
00:11:02: okay, Arbeitsmarkt geht zurück, BIP wachstum geht zurück. Ich halte mal lieber ein bisschen Geld
00:11:06: zusammen für den Fall, dass es an den Markten wirklich nach unten geht. Das sollte man immer
00:11:10: haben. Aber der Buffett-Indikator in meinen Augen, der hat seine goldenen Zeiten schon lange überlebt.
00:11:15: Und dann war es das jetzt für diese Folge. Wir hören mich wieder nächsten und bis dann.
00:11:19: [Musik]
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