Die irre (neue) Theorie der Wallstreet!
Shownotes
An der Wallstreet kursiert derzeit eine irre Theorie, die alles, was bisher als gesetzt galt, in den Schatten stellt. Ich sehe mir dies näher an und spreche darüber, ob wir uns neu aufstellen müssen oder nicht. Besonders interessant: Selbst bekannte Hedge-Fonds-Größen wie David Einhorn halten die neue Theorie für plausibel.
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Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung investiert: -
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00:00:00: Eine neue Theorie von Wall Street Analysten und bekannten Hedgefondsmanagern wirft alles,
00:00:15: was bisher als gesetzt galt, über den Haufen. Taucht mit mir heute ein in ein spannendes
00:00:21: Gedankenexperiment und wir werden überprüfen, ob diese neue Theorie wirklich gilt oder ob wir
00:00:28: uns doch an dem Alten festhalten sollten. Geht gleich los!
00:00:31: Hallo, liebe Hellinvestierten! Schön, dass wir dabei sind bei einer neuen Folge meines Podcasts.
00:00:44: Und heute sprechen wir, ja, nennen wir es mal über die irre Theorie der Wall Street. Und ich
00:00:51: habe so das Gefühl, dass seit zwei Jahren wir sowieso in einem Fahrwasser sind, wo relativ viele
00:00:57: irre, teilweise auch, irre Theorien geäußert werden. Das ging los mit, vielleicht erinnert ihr euch an
00:01:03: MMT, die Modern Monetary Theory oder die moderne Geldtheorie, die ja in den USA eher aus dem
00:01:10: linken Spektrum, also vor allen Voran von Bernie Sanders, propagiert wurde und die, ich will es
00:01:16: gar nicht in den Kann einsteigen, sonst würde diese Ausgabe wirklich ewig ausufern. Aber die im
00:01:20: Kann besagt, dass ein Staat sich ohne Reue verschulden kann und das so lange sich in der
00:01:26: eigenen Währung verschuldet auch nicht pleite gehen kann und man kann dadurch immer mehr Geld
00:01:29: ins System geben und dieses Geld ist sogar inflationsneutral, weil gar keine Inflation
00:01:33: provoziert wird. Also, dass man so die Kern-Aussage dieser Theorie umschrieben kann.
00:01:38: Man kann natürlich, ihr merkt es schon wunderbar, darüber diskutieren. Dann gab es ja immer wieder
00:01:43: diese höchstinteressanten Äußerungen von Erdogan in der Türkei. Ihr wisst, vielleicht in der Türkei
00:01:48: sind ja sehr, sehr hohe Inflationsraten gemessen worden und teilweise werden sie immer noch gemessen,
00:01:52: deutlich über 20, 30, 40, teilweise 50 Prozent pro Monat. Also sehr, sehr hohe Inflationsraten.
00:01:59: Und normalerweise würde einfach das ja die Gebrauchsanleitung der Zentralbanken besagen,
00:02:03: dass in einem solchen Fall die Zinsen entsprechend angehoben werden müssen. Das hat auch die
00:02:07: Zentralbank in der Türkei immer wieder getan oder versucht. Allerdings wurden die Zentralbank-
00:02:12: Gouverneure, wie sie dort heißen, dann von Erdogan immer wieder entlassen, weil Erdogan der
00:02:15: absoluten Überzeugung ist, dass gegen hohe Inflationen nur Zinssenkungen helfen, weil er
00:02:21: dadurch versucht, die Wirtschaft anzukurbeln, den Konsum anzukurbeln und die Theorie wahrscheinlich
00:02:27: hat, dass er dann aus der Misere irgendwie mit seiner Wirtschaft herauswachsen kann. Bisher hat
00:02:31: sich das alles nicht manifestiert, also nicht wirklich funktioniert. Auch wenn ihr schaut mal der
00:02:35: türkische Aktienmarkt läuft sehr, sehr gut, weil die Leute einfach ihr erspartes nicht unbedingt in
00:02:40: den Konsum stecken, sondern sich eher schützen durch Sachwerte wie Aktien oder auch durch Gold.
00:02:44: Also das ist auch so eine interessante Außenseitertheorie, über die man natürlich
00:02:48: vertrefflich diskutieren kann. Aber jetzt und deswegen bringe ich es euch rein, weil an der
00:02:53: Wall Street eine neue Theorie geäußert wurde, die von einigen Wall Street-Analysten, ich muss
00:02:58: allerdings auch sagen, einer Minderheit getragen wird und der sich auch bekannte Hedgefonds
00:03:03: hetscher, vielleicht habt ihr schon mal von David Einhorn gehört. Ich habe ihn hier schon im Podcast
00:03:07: malen mit erwähnt, beispielsweise dann, wenn in den USA diese 13F-Fileings, also diese
00:03:12: Offenlegungen erfolgen, wo Hedgefonds oder auch große Kapitalverwaltungen stellen,
00:03:16: Einblick geben müssen, was sie denn so im letzten Quartal getan haben, das ist auch immer
00:03:20: wieder spannend, mal bei David Einhorn reinzuschauen und er hat sich allerdings als ziemlich
00:03:25: prominente Größe auch dieser neuen Theorie angeschlossen. Und ich hol euch jetzt gerne mal
00:03:29: ab, worum geht es denn? Die US-Wirtschaft ist ja eine Art Paradoxon momentan, was sich in Anbetracht
00:03:39: der Stärke zeigt. Das heißt, wir haben ein starkes Wirtschaftswachstum, wir haben einen starken
00:03:45: Arbeitsmarkt, das heißt eine geringe Arbeitslosigkeit und viele neue Stellen, die geschaffen werden.
00:03:49: Wir haben Daten zum amerikanischen Konsumenten, der sehr stark ist und der konsumiert. Und das
00:03:56: alles kontakariert ja eigentlich die Theorie, dass, wenn die Fett, also die amerikanische Notenbank,
00:04:01: die Zinsen erhöht, was sie ja in den letzten zwei Jahren getan hat. Also Anfang 2022 ging
00:04:06: ja dieser Zinserhöhungszyklus von Null los auf ein aktuelles Zinsniveau von über 5 Prozent. Und das
00:04:13: sollte ja eigentlich dazu führen, dass die Wirtschaft lahmt, dass der Arbeitsmarkt schwächer ist und
00:04:19: dass der Konsum sich entsprechend zurückhält. Jetzt allerdings, wenn man mal die Zahlen gegenüber
00:04:25: stellt, wenn man mal guckt, wie war denn das amerikanische Wirtschaftswachstum zu Beginn des
00:04:30: Zinserhöhungszyklus, wie gesagt Anfang 2022 und wie ist er aktuell, nachdem wir schon länger
00:04:35: mitten am Leitzins von über 5 Prozent leben? Dann mal zum Vergleich, ich habe ein paar Daten für
00:04:40: euch. Anfang oder am Anfang der Zinserhöhungen war das amerikanische Wirtschaftswachstum bei
00:04:44: 2,5 Prozent pro Jahr annualisiert. Aktuell sind wir bei einem Wert von 4,2 Prozent annualisiert. Also
00:04:52: deutlich höher, trotz Zinsen von 5 Prozent als in dieser Niedrigzinsphase oder fast Nullzinsphase.
00:04:58: Die Arbeitslosenquote war zu Beginn der Zinserhöhungen bei 3,8 Prozent, ist jetzt aktuell auch bei 3,8
00:05:04: Prozent, hat sich also nichts getan, nichts verschlechtert. Die gewinnete Unternehmen waren
00:05:09: zu Beginn des Zinserhöhungszyklus bei 3 Billionen Dollar, aktuell bei 3,4 Billionen Dollar, also
00:05:15: über 10 Prozent Steigerung trotz deutlich höherer Zinsen. Und der S&P 500, der ist von 4.358
00:05:22: auf über 5.000 Punkte angestiegen. Also das zeigt oder das widerlegt eigentlich alles, was man
00:05:30: bisher kannte, dass ein Eingriff in die Wirtschaft über Zinserhöhungen seitens der Notenbank nicht
00:05:37: dazu führen muss, dass die Wirtschaft lahmt, dass die Gewinne sogar gesteigert werden können,
00:05:41: dass der Aktienmarkt haussiert und dass die Arbeitslosenquote sich überhaupt nicht bewegt
00:05:45: oder irgendwie verschlechtert. Und jetzt stellt man sich doch die Frage, was ist da los? Also wie
00:05:49: kann es sein, wie ist das vonstatten gegangen, dass so eine
00:05:54: stärker entsteht, so ein starkes Wachstum entsteht, obwohl eigentlich alles, was man im Lehrbuch
00:05:59: lernt oder auch was man im Studium lernt, auch bei mir im Studium von internationaler
00:06:03: Finanzmanagement, das alles komplett anders gekommen ist. Und das sagt jetzt diese neue
00:06:08: Theorie, und da kommt diese neue Theorie ins Spiel, die besagt, naja, die hohen Zinsen
00:06:14: sind eigentlich der Treiber für die Gewinne und für die Aktienmärkte und für das Wachstum.
00:06:20: Und zwar aus dem Grund, und das ist ein spannendes Gedankenexperiment. In der Niedrigzinsphase
00:06:25: war es so, dass diejenigen, die Geld auf dem Konto hatten oder diejenigen, die Staatsanleihen
00:06:30: gehalten haben oder auch Unternehmensanleihen, so gut wie gar keine Verzinsung auf dieses
00:06:35: Kapital bekommen haben. Deswegen hatten wir ja auch einen unglaublichen Aktienboom, dass
00:06:39: der S&P in den Jahren bis Corona, also bis es dann auch eine Korrektur irgendwann gab,
00:06:43: mit teilweise 14 Prozent pro Jahr angestiegen ist, also deutlich überm langfristigen Durchschnitt.
00:06:50: Und jetzt ist es allerdings so, dass eine Verzinsung von über 5 Prozent einsetzt bei
00:06:55: denjenigen, die amerikanische Staatsanleihen halten, bei denjenigen, die Geld beispielsweise
00:07:00: bei Banken geparkt haben. Und das sind nicht wenige bzw. das ist nicht wenig Geld. Denn
00:07:04: die Staatsverschuldung der USA hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Also wir
00:07:08: sind aktuell bei einem Niveau von 35 Billionen US-Dollar angekommen. Also wie gesagt eine
00:07:14: Verdopplung von 17 Billionen in den letzten zehn Jahren, auch Corona bedingt und natürlich
00:07:19: auch Förderprogramme und so weiter. Aber diese Schulden werden ja von Leuten gehalten. Das sind
00:07:23: zum Teil Pensionsfonds, Versicherungen, ausländische Gläubige, die Japaner sind ja da sehr stark,
00:07:28: Fonds die auf Kamen Islands oder Luxemburg beispielsweise registriert sind und natürlich
00:07:33: der amerikanische Sparer. Und es gibt jetzt Statistiken und Hochrechnungen, dass allein durch
00:07:38: diese hohen Schulden die amerikanische Regierung angehäuft hat und den Anteil, den die amerikanischen
00:07:44: Konsumenten und Sparer daran halten, dazu führt, dass bei einer Verzinsung von 5 Prozent mehrere
00:07:50: 100 Milliarden Dollar pro Jahr an Zinsen ausgezahlt werden, an amerikanische Sparer, Anleger,
00:07:58: Konsumenten und so weiter. Und dass dieses Geld nicht nur in Staatsanleihen, sondern was auch bei
00:08:03: Banken beispielsweise geparkt ist, einfach so eine hohe Verzinsung hat und so viel Kapital einfach
00:08:10: zufließt in Richtung der Amerikaner, dass sie damit ihren Konsum deutlich gesteigert haben,
00:08:16: dass dieser gesteigerte Konsum dazu führt, dass die Unternehmen mehr Gewinne machen und dass
00:08:20: die zusätzlichen Gewinne einfach dazu führen, dass natürlich auch die Aktienkurse steigen. Ich
00:08:25: muss jetzt sagen, diese Theorie ist höchst spannend und ich werde die natürlich auch weiter verfolgen.
00:08:29: Man muss allerdings auch sagen, dass wir zu Teilen schon negative Auswirkungen des
00:08:34: Hohenzins sehen. Das heißt, man sieht bei den Kreditkarten höhere Ausfälle, man sieht auch
00:08:38: teilweise mehr Insolvenzen. Also der Schuh drückt schon an einer Stelle, aber unterm Strich kann
00:08:42: man sagen, an dieser Theorie ist was dran. Ich vermeinte, ich habe da länger drüber nachgedacht,
00:08:47: bevor ich jetzt damit um die Ecke komme und euch nur diese Theorie präsentiere, weil ich will das
00:08:51: ja auch immer in den Kontext einordnen. Und ich muss sagen, die Theorie klingt charmant. Ich denke
00:08:57: aber nicht, dass es am hohen Zins liegt und diesen starken Zuflüssen in Richtung der Amerikaner,
00:09:02: die den Konsum beflügeln, sondern wenn man mal anschaut, was die amerikanische Notenbank gemacht
00:09:07: hat. Und da darf man nicht mehr nur noch auf den Zins schauen, weil ja seit der großen Finanzkrise
00:09:11: nicht mehr nur über den Zins die Geldpolitik gesteuert wird, sondern vor allem auch über die
00:09:15: Bilanz der Notenbank. Und die FED hat natürlich ihre eigene Bilanz im Vorlauf zu Corona, das heißt
00:09:21: durch die große Finanzkrise und dann später und auch während Corona deutlich aufgebläht,
00:09:24: ist jetzt dabei das sogenannte Quantitative-Titling zu betreiben, das heißt die Verkleinerung der
00:09:29: Bilanz durchzuführen. Aber wenn man mal das Geld in Relation setzt, das heißt, was rausgenommen
00:09:35: wurde aus den Märkten, aus der Wirtschaft durch die Verkleinerung der Bilanz der amerikanischen
00:09:39: Notenbank. Aber da ist wieder ins Verhältnissetz zu den extremen Ausgaben der amerikanischen
00:09:44: Regierung. Das heißt, die Fiskalpolitisch eigentlich außer Rand und Band ist. Das man
00:09:48: könnte fast sagen, die USA fahren eine Kriegsökonomie, weil sie trotz guten Wachstums extreme
00:09:54: Defizite fahren, extreme Schulden anhäufen, wie es eher in Kriegszeiten der Fall ist, aber nicht
00:09:59: in Friedenszeiten, wo die USA sich gerade befinden und wo die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt eigentlich
00:10:04: gut läuft. Und damit wurde durch diese hohen Staatsausgaben die Bilanzkleinerung der FED
00:10:09: kontakariert. Das heißt, unterm Strich wurde sogar mehr Geld reingegeben, nicht mit die Summen wie
00:10:14: für, aber unterm Strich wurde Geld reingegeben und das hat einfach die Notenbankpolitik, die
00:10:19: Geldpolitik kontakariert und dazu meiner Meinung nach geführt, dass die Wirtschaft einfach auf
00:10:23: Hochtouren läuft und dass das entsprechend auch dazu führt, dass der Konsument da gut sah steht.
00:10:27: Natürlich sicherlich auch gestützt von dem von den Zinseinnahmen, die er erzielt, aber
00:10:32: unterm Strich ist einfach mehr Geld reingekommen, weil die ganze Geldpolitik der Notenbank durch die
00:10:37: Ausgaben oder die Ausgabenwut der Regierung einfach obsolet wurde. Also das ist meine Theorie.
00:10:43: Außerdem muss man auch sagen, das kommt dazu, dass es möglicherweise so ist, dass die amerikanische
00:10:49: Wirtschaft so stark ist, dass ein Zins von fünf Prozent zu niedrig ist. Das heißt, es gibt einen
00:10:54: sogenannten neutralen Zins, das ist das Zinsniveau, wo weder die Wirtschaft angeschoben wird noch
00:11:00: gebremst und vielleicht liegt das gar nicht bei fünf Prozent. Vielleicht liegt dieses neutrale
00:11:04: Zinsniveau irgendwo bei sieben Prozent und das heißt, der aktuelle Zins, so hoch er erscheinen
00:11:09: mag, ist eigentlich zugering, um die Wirtschaft abzuwirken und damit irgendwelchen Schaden zu
00:11:14: provizieren. Also das sind so meine zwei Theorien, wobei ich sagen muss, diese neue Theorie, die
00:11:19: werde ich natürlich auch entsprechend weiterverfolgen und mal gucken, ob sich daraus irgendwas
00:11:23: ableiten lässt, auch in Punkto-Geldanlage oder volkswirtschaftliche Theorien oder sonst
00:11:30: irgendwas. Also könnt ihr euch darauf verlassen, ich werde darüber weiter nachhören nennen und
00:11:34: dann war es das jetzt allerdings für diese Folge, darf ich mich von euch verabschieden, ich bin
00:11:37: Sebastian Hell und ihr hört mich wieder nächsten. Bis dann.
00:11:40: [Musik]
00:11:43: [Musik]
00:11:45: SWR 2020
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